Gemeinsam an einem Stammbaum bauen - WikiTree vorgestellt

Von Georg Palmüller

 

In der Regel "baut" jeder Ahnenforscher an seinem eigenen Familienstammbaum und verbringt viele Jahre seines Lebens damit, die eigene Familiengeschichte zu ergründen, zu dokumentieren und das Forschungsergebnis für die Nachkommen zu erhalten. Dabei geschieht es, dass bereits von anderen Forscherfreunden ausgeforschte Ahnen hunderttausendfach immer wieder neu erforscht werden, weil man keine Kenntnis darüber hatte, dass andere an der gleichen Vorfahrenlinie forschen und somit verwandt sind. Abhilfe für die "Zeitverschwendung" durch das wiederholte Ausforschen der gleichen Personen versprechen Projekte wie der "FamilySearch-Stammbaum" oder "WikiTree", bei denen alle gemeinsam an einem einzelnen gigantischen Stammbaum arbeiten.

 

Da der FamilySearch-Stammbaum hinreichend bekannt ist, aber das Open-Source-Projekt "WikiTree" weniger, hatte der Ahnenforscher Stammtisch Unna die Referentin Alexandra-Brigitte Scholz eingeladen, die das seit 2008 existierende "WikiTree" durch einen Vortrag bei der Online-Genealogie-Messe "Genealogica" im Jahr 2021 kennenlernte und seitdem begeistert an diesem Gesamtbaum mitarbeitet.

 

In ihrem Online-Vortrag "WikiTree - Warum nicht an einem gemeinsamen Stammbaum bauen?" führte die Referentin ihr großes interessiertes internationales Publikum am Donnerstag, dem 2. Februar 2023 auf "Zoom" anhand eines Beispiels aus ihrer eigenen genealogischen Forschung durch das Open-Source-Projekt. Unterstützt wurde sie dabei von Florian "Flo" Straub, ebenfalls ein begeisterter Anwender von "WikiTree".

 

 

Nach dem sich Alexandra-Brigitte Scholz kurz vorstellte, zeigte sie auf einem Schaubild auf, welche Möglichkeiten dieses weltweite Gemeinschaftsprojekt bietet.


Die vielfältigen Möglichkeiten von WikiTree übersichtlich auf einem Schaubild dargestellt.

Das in WikiTree hinterlegte Profil eines weltbekannten Schauspielers diente zur Demonstration.


Demnach nennt man jede der bislang über 30 Millionen enthaltenen Personen in dem WikiTree-Stammbaum "Profile". Zu jedem Profil können alle möglichen bei der Forschungsarbeit gefundenen Informationen auf einer "Profil-Seite" erfasst und dargestellt werden. In WikiTree können vielfältige Kategorien angelegt werden, wie zum Beispiel "Auswanderung aus der Pfalz" oder auch Herkunftsorte, über die ebenfalls eine Vielfalt an Informationen in gemeinsamer Arbeit erfasst werden können. So können Profile (Personen) mehreren Kategorien zugeteilt werden. Diese Kategorien selbst sind generelle Informationen, die nicht einer bestimmten Person zugeordnet werden können, wie zum Beispiel die Geschichte von Orten und Regionen oder, wie erwähnt, Auswanderung von Pfälzern in die Neue Welt.

 

Was zunächst Neueinsteiger in WikiTree abschrecken könnte ist, dass das weltweite Gemeinschaftsprojekt nur in englischer Sprache angeboten wird. "Es ist ein internationales Gemeinschaftsprojekt von hunderttausenden mitwirkenden Ahnenforschern!", erklärte die Referentin. "Da hat man sich entschieden, WikiTree nur in Englisch anzubieten. Was ja auch Sinn macht, damit sich alle untereinander verstehen können."

 

Man kann in WikiTree nicht nur an der Erforschung der Ahnen arbeiten, sondern auch an gemeinsamen Projekten, wie das von der Referentin angeführte "Palatine Migration Project". Dort werden Informationen zur Pfälzer Auswanderung nach Amerika gesammelt, erfasst und den WikiTree-Nutzern zur Verfügung gestellt. Auch die Entwicklung von Familiennamen im Laufe der Geschichte, dem so genannten "One Name Studies Project". Oder aber auch ortsbezogen im "One Place Studies Project".

 

Die Betätigungsfelder in dem gemeinsamen internationalen Open-Source-Stammbaum-Projekt "WikiTree" sind vielfältig und interessant. Daher betätigen sich hier viele hunderttausend Ahnenforscher aus aller Welt.

 

Was gefällt Alexandra-Brigitte Scholz an "WikiTree" ganz besonders?

 

"Das Fördern von Quellenangaben, eine Verbesserung der Genauigkeit und Beweisführung basierend auf der Quellenlage, es ist ein einziger Baum, daher gibt es keine doppelt erfassten Personen, alle Mitwirkenden verfolgen das gleiche Ziel: eine bessere Dokumentation der Ahnenfolgen, hinter den E-Mails von WikiTree stecken immer Menschen und keine Bots und die Verwendung offener Standards, sprich: Applikationen für weitere Darstellungen, wie zum Beispiel Baumdarstellungen und Auswertungen!", zählt Alexandra begeistert auf.

In WikiTree können Kategorien eröffnet und Profile diesen zugeordnet werden.

Was der Referentin an WikiTree am besten gefällt. In einem Schaubild zusammengefasst.


Das WikiTree-Projekt möchte aber nicht, dass Abertausende von erforschten Personen von den Anwendern in einem Rutsch über Gedcom-Dateien hochgeladen werden, da auf diesem Wege doppelt, dreifach oder tausendfach die gleichen Personen im Baum landen. In einem Gemeinschaftsbaum soll jede Person nur einmal vorhanden sein. Daher soll jede Person einzeln neu eingegeben werden. Das gehört zur Philosophie von WikiTree und sichert so die Qualität der Forschungsergebnisse. Wer also schon einen Stammbaum mit tausenden von erforschten Ahnen und Familienmitgliedern sein eigenen nennt, steht dabei vor einer arbeits- und zeitintensiven, im ungünstigen Fall sogar jahrelangen Arbeit, um alles in den Gemeinschaftsbaum zu übertragen.

 

Alexandra zeigte die Möglichkeiten von WikiTree anhand des Beispiels ihrer eigenen Vorfahrenforschung, der Ahnenfolge "Geisinger" anschaulich auf und gab so den vielen Interessierten einen sehr guten und detaillierten Überblick.

Anhand des Beispiels "Ahnenfolge Geisinger", führte Alexandra-Brigitte Scholz anschaulich und detailliert durch WikiTree.

Auch Namensstudien sind in dem WikiTree-Projekt "One Name Studies Project" möglich.


Der Ahnenforscher Stammtisch Unna ist seit seiner Gründung vor über 20 Jahren dafür bekannt, dass in seinen Veranstaltung alles vorgestellt wird, was für die Ahnenforschung angeboten wird. Aber immer ohne diese Angebote zu bewerten. Denn letztendlich bleibt es jedem Ahnenforscher selbst überlassen, ob er die gesehenen Angebote nutzen möchte oder nicht. Und auch ein jeder hat seine individuelle Meinung dazu. So wird es auch nach diesem interessanten und informativen Online-Vortragsabend wieder neue Begeisterte und auch nicht vom Angebot überzeugte Forscherfreundinnen und -freunde geben. Was dem einen gefällt, muss dem anderen längst nicht gefallen.

Hier die von der Referentin selbst eingerichtete Namensstudie über ihre Vorfahrenlinie "Geisinger".

Die Projekte, wie hier die Namensstudien, können sehr übersichtlich und detailliert strukturiert werden.


Wir möchten uns noch einmal sehr herzlich bei Alexandra-Brigitte Scholz für diesen hervorragenden und auch präsentationstechnisch klasse dargebrachten Online-Vortrag bedanken. Ein weiterer Dank geht an Florian "Flo" Straub, der viele ergänzende Informationen beisteuerte und so diesen Abend auch als "Gemeinschaftsprojekt" zusammen mit der Referentin gestaltete.

 

Die Aufzeichnung des Vortrages "Vorstellung WikiTree" kann auf dem YouTube-Kanal des Ahnenforscher Stammtisches Unna unter folgendem Link aufgerufen werden:

 

https://youtu.be/HGFhnSjKQEc

 

Das Info-Padlet mit der Sammlung aller während der Online-Veranstaltung besprochenen Links zum Thema und zu weiteren genealogischen Informationen findet man unter:

 

https://padlet.com/AhnenforscherStammtisch/vorstellung-wikitree-where-genealogists-collaborate-hfrl6iauxchyqqss

Ahnenforschung gemeinsam erleben!