Torsten Kux stellt Einsatz von KI bei FamilySearch vor.
FamilySearch ist das weltgrößte, nichtkommerzielle und kostenfrei nutzbare familiengeschichtliche Archiv und betreibt die gleichnamige Internetplattform, um Ahnenforscherinnen und Ahnenforschern digitalisierte genealogische Forschungsquellen über das Internet einfach und schnell zugänglich zu machen, damit sie ihren Familienstammbaum erstellen oder vervollständigen können. Täglich erhält FamilySearch eine Million (!) neuer Digitalisate und möchte diese innerhalb von 24 Stunden für alle Interessierten zur Verfügung stellen. Eine Aufgabe, die nur durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz geleistet werden kann.
Von Georg Palmüller
FamilySearch ist Vorreiter beim Einsatz modernster Technologien für die Ahnenforschung. Seit vielen Jahren wird mit dem Einsatz von KI experimentiert, um Ahnenforschern für sie wichtige genealogische Forschungsquellen durchsuchbar zu machen. Früher durch menschliche Indexierer, jetzt aufgrund der gigantischen Menge neuer Digitalisate durch KI. Ein guter Grund für den Ahnenforscher Stammtisch Unna, dazu Informationen aus erster Hand zu präsentieren und den Area Manager Europe, FamilySearch International, Torsten Kux, zu einem Online-Vortrag einzuladen.

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Torsten Kux, Familienvater von fünf Kindern, gebürtig aus Ostdeutschland, lebt heute in der Nähe von Frankfurt, wo sich auch das FamilySearch-Hauptquartier für Europa befindet. Der Referent ist als Area Manager Europe, FamilySearch International, für Europa und Eurasien verantwortlich.
Das Interesse am Online-Vortrag „Die Vergangenheit entschlüsseln - Einsatz von KI bei FamilySearch“ war so groß, dass kurz vor Beginn am Donnerstag, dem 3. Juli 2025 die maximale Teilnehmerzahl von 100 im Zoom-Meeting-Raum erreicht wurde.
Zunächst stellte sich Torsten Kux vor und erläuterte seine Aufgaben bei FamilySearch. Es folgte ein kurzes Vorstellungs-Video, das erklärte, was FamilySearch überhaupt ist.
Danach präsentierte Torsten Kux einige Fakten zu FamilySearch, die den gigantischen Bestand des weltgrößten Archivs für Familiengeschichte erahnen ließ. So enthält die Internetplattform www.familysearch.org momentan Daten zu 16,8 Milliarden verstorbenen Personen, von denen 1,6 Milliarden im größten Familienstammbaum der Welt, dem FamilySearch-Stammbaum, enthalten sind. Mit 500 Kameras werden zur Zeit weltweit genealogische Forschungsquellen in Archiven digitalisiert. Mehr als 60 davon sind in der Ukraine im Einsatz, um wertvolle Dokumente abzulichten, deren Originale vor den Angriffen Russlands in Sicherheit gebracht werden. In Afrika sind Teams unterwegs, die mündliche Überlieferungen aufzeichnen, auswerten und in Stammbäume verwandeln.

Der gigantische Forschungsquellen-Bestand von 5,5 Milliarden Digitalisaten, zu dem jährlich 500 Millionen neu hinzukommen, soll den interessierten Ahnenforschern so schnell wie möglich zur Verfügung gestellt werden.

Menschliche Indexierer haben von den 5,5 Milliarden Digitalisaten bislang gerade mal 20% indexieren können. Mit Hilfe der KI sollen 100% durchsuchbar werden.
Laut Aussage des Referenten ist die Langzeitdatenspeicherung ein großes Problem für FamilySearch. Gilt es, mehr als 27 Petabyte (1 Petabyte sind 1.000 Gigabyte) und 2,4 Millionen Mikrofilme sowie Audiodateien digital so aufzubewahren, dass sie für die nächsten Generationen zur Verfügung stehen. Dazu müssen sie immer wieder auf aktuelle Speichermedien umkopiert werden.
Priorität bei FamilySearch ist es, den an der Erforschung ihrer Familiengeschichte interessierten Menschen digitalisierte genealogische Forschungsquellen so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen. Ein Unterfangen, das aufgrund der unglaublichen Menge von einer Million neuer Digitalisate pro Tag nicht mehr von menschlichen Indexierern zu leisten ist. Da kommt die künstliche Intelligenz ins Spiel, die diese Digitalisate durchsuchbar macht. Torsten Kux erläuterte anhand von Beispieldokumenten, wie die KI durch Training von alten Handschriften dazu befähigt wird.

Dokumente sind sehr komplexe "Gebilde" und die KI muss so trainiert werden, dass sie zusammengehörige Bestandteile erkennt.

Die "Field Finder" Funktion erkennt, wo sich zum Beispiel auf diesen Karteikarten das Jahr, der Name, die Geburtsdaten und die Ortsangaben befinden.
Des Weiteren stellte der FamilySearch-Mitarbeiter vor, an welchen sehr hilfreichen Tools die Programmierer von FamilySearch gerade arbeiten. Im „FamilySearch-Labor“ entstehen KI-Tools für die Volltextsuche in Digitalisaten, als „Forschungs-Assistenten“ und zur automatischen Erstellung von Stammbäumen. Alles Tools, die jeder Interessierte gerne nach entsprechender Anmeldung ausprobieren kann. Aber immer mit Vorsicht, da diese Hilfsmittel noch in der Entwicklungsphase sind.

In "FamilySearch Labs" (Link im Info-Padlet mit der Linksammlung zum Vortragsabend) findet man zahlreiche Experimental-Projekte, die jeder FamilySearch-Nutzer nach Anmeldung testen kann.

Darunter einen KI-Chat-Bot für die Hilfestellung bei Fragen der FamilySearch-Anwender und einen KI-Assistenten, der einem bei der Forschung behilflich sein soll.
Besonders erwähnt wurde auch die neue Funktion der „Nutzer-Stammbäume“. Jeder Nutzer kann seinen eigenen Stammbaum hochladen, der nicht, wie der gigantische FamilySearch-Stammbaum, von anderen Nutzern verändert werden kann. Jeder Nutzer kann festlegen, wer an dem Baum mitarbeiten darf. Der Clou dabei ist, dass gängige Genealogie-Software für den eigenen Computer eine Schnittstelle zur Synchronisierung des eigenen Stammbaums auf FamilySearch erhalten soll. So kann man, ähnlich wie bei anderen genealogischen Internetplattformen on- und offline arbeiten und die grafischen Ausgabemöglichkeiten der eigenen Software nutzen. Die Funktion der „Nutzer-Stammbäume“ war ein Wunsch vieler Nutzerinnen und Nutzer von FamilySearch und jeder kann diese Funktion über das „FamilySearch-Labor“ jetzt schon testen.
Torsten Kux führte einige dieser Tools als Live-Demo vor und stand im Anschluss an seinem Vortrag für Fragen und Diskussionen zur Verfügung. Er erlaubte auch eine Aufzeichnung seines Vortrages für die Veröffentlichung auf dem YouTube-Kanal des Ahnenforscher Stammtisches Unna.
Wir möchten uns sehr bei Torsten Kux bedanken, der uns durch seinen Vortrag einen Blick hinter die Kulissen von FamilySearch gewährte und uns vor Augen führte, wie wichtig die künstliche Intelligenz zukünftig als Hilfsmittel für uns Ahnenforscher werden wird.